Der Bogen von Ilse Mass‘ persönlich erzählter Geschichte spannt sich von der…
- Normalität jüdischen Lebens in Linz vor dem Anschluss 1938
- über die bedrohlichen Veränderungen des sozialen Umfeldes,
- den traumatischen Erfahrungen in der Reichspogromnacht,
- der unvergessenen Flucht ins ferne Shanghai,
- den bitteren Lebensumständen im Exil
- bis zur erneuten Emigration nach Israel.
Diese für Linz einzigartige jüdische Lebensgeschichte ist ein Beitrag, mit Hilfe dessen Pädagoginnen und Pädagogen in einer gegenwärtig zunehmenden Atmosphäre der Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit ihre Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen können, um mit jüngeren Kindern über menschliche Moral, soziale Ethik und demokratische Werte zu sprechen. Ein Blick in die Vergangenheit ist hilfreich, um Kindern zeigen zu können, dass die Geschichte unseres Landes nicht nur glorreich war, sondern auch schreckliche Verbrechen, insbesonders an der jüdischen Bevölkerung begangen wurden. – Trotz gesicherter historischer Erkenntnisse beginnt sich heute unter der jungen Generation eine Geschichtsrevision auszubreiten. Um ihr entgegenzuwirken, müssen Pädagogen und Pädagoginnen in großer Sensibilität die Wahrheit über die dunkelsten Kapitel der Geschichte erzählen. Sie dürfen die Mittäterschaft unserer Vorfahren an der Enteignung, Vertreibung, Verfolgung und Ermordung von Juden nicht verleugnen oder verschweigen. Die Geschichtsrezeption der älteren Generation war viel zu lange bestimmt von einer Haltung „Wir haben nichts gewusst und haben nichts gesehen!“.
Am Beispiel des Schicksals von Ilse Mass werden hier historische Dokumente und Fakten dargelegt, dass die Linzer Bevölkerung damals ausreichend über Juden diskriminierende Maßnahmen informiert war. Die Printmedien jener Zeit berichteten darüber, wie die neuen Machthaber im Land bejubelt wurden. Man wusste Bescheid über den Ausschluss von Juden aus dem öffentlichen Leben in der Stadt. – Unglaublicher Hass breitete sich gegen die jüdischen Mitbürger aus, nicht nur weil sie eine andere Religion praktizierten, sondern weil sie rassisch zu minderwertigen Menschen erklärt wurden. Man sah zu bei ihrer Beraubung und Vetreibung, mitunter beteiligte man sich ohne Skrupel selbst. Nur ganz wenige zeigten Zivilcourage und die es taten, riskierten das eigene Leben.
Xenophobie, ein Begriff für Hass und Abneigung gegen Ausländer und Fremde, gewinnt heute in unserer Bevölkerung in zunehmenden Maß an Aufwind. Menschen werden abgelehnt, weil sie soziokulturell nicht in das vertraute national-österreichische Schema passen. Migranten möchten jedoch hier leben, weil die Lebensqualität, Arbeits- und Bildungschancen, ein Leben in Frieden und Freiheit in ihren Herkunftsländern große Defizite aufweisen. Viele kommen hilfesuchend nach Österreich, weil das Leben in ihrer Heimat wegen der Unberechenbarkeit ihrer Machthaber unerträglich wurde. Im Zeitalter der Medien sind wir über die schlechten Lebensbedingungen in diesen Ländern bestens informiert. Dennoch lassen uns die tragischen Schicksale von Zuwanderen oft ungerührt. Wir stoßen uns an ihrer fremden Kultur und fremden Lebensweisen.
Die Geschichte, die uns Ilse Mass über ihr „Weg von hier…“ erzählt, ist nicht alt und verstaubt, sondern aktueller denn je. Sie könnte genauso gut in unseren Tagen geschehen sein. – Sie soll daher aufrütteln, sensibilisieren, Verständnis erwecken,… denn eine Vertreibung und Abschiebung, ein „Weg von hier…“ aus Österreich sollte heute nicht mehr geschehen können.
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