Seit mehr als 20 Jahren setzt sich der Kern unseres Projektteams mit jüdischer Zeitgeschichte in Österreich auseinander. Mehrfach reisten wir nach Israel und suchten nach Möglichkeiten Holocaustüberlebende und ihr Schicksal kennen zulernen. Wir begegneten Menschen, die entweder aus Österreich vertrieben oder gewaltsam nach Österreich verschleppt wurden und uns ihre Erinnerungen mitteilten. – Unsere persönliche Anteilnahme an ihren leidvollen Erfahrungen tröstete manche unter ihnen bei ihrer schwierigen Vergangenheitsbewältigung. Manche brachen sogar ihr Jahrzehnte langes Schweigen innerhalb ihrer eigenen Familien und begannen traumatische Erlebnisse aus der Zeit des Holocaust mitzuteilen.
Viele wünschten sich mit uns in Verbindung bleiben zu können und es entstanden Freundschaften, die ein Rahmen der wissenschaftlichen Forschung alleine nicht ausfüllen könnte. Und doch ließ sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung nicht ausblenden. In den Funktionen als Eltern, Lehrer, Jugendleiter, Medienproduzenten,… kulminiert in unserem Team ein pädagogisches Potential, das sein Wissen und seine Erfahrungen vermitteln möchte. – So absolvierten die einen Holocaust-Studies in Yad Vashem im Rahmen der Seminare in Israel, die _erinnern.at_ im Auftrag des österreichischen Unterrichtsministeriums für Lehrerinnen und Lehrer anbietet, andere erlangten Kompetenzen der historischen Forschung und/oder der Medienproduktion an der Universität, um als Multiplikatoren tätig werden zu können. Unsere neu erworbenen Qualifikationen beflügeln uns, diese außergewöhnliche Beispielgeschichte einer jüdischen Zeitzeugin unserer Landeshauptstadt Linz für die Vermittlung aufzubereiten.
Albert Lichtblau, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Salzburg und ein erfahrener Oral Historian, ist der Ansicht „Erinnerungen sind für die Leserschaft besonders spannend, wenn es den Erinnernden gelingt, uns nicht nur mit auf eine selbstreflexive Zeitreise zu den Menschen zu nehmen, von denen sie berichten, sondern auch bildhaft mit zu den Orten des Geschehens. Wem all das gelingt, beherrscht die Kunst des Erinnerns.“ [1] Mit den hier visualisierten Erinnerungen unserer Protagonistin Ilse Mass möchten wir die Besucher unserer Website auf eine spannende, aber auch sehr bewegende und berührende „Erinnerungsreise“ einladen.
Das Projektteam
Karl & Martina Birngruber (Medientechniker, Absolvent der Linzer Filmakademie; Diplomarbeit „Wo sind sie geblieben“. Dokumentarfilm 2011; Kunsthistorikerin;)
Gerhard & Martina Führer (Lehrmediator und Systemdesigner; Dipl.-Pädagogin der VS; Eltern von 2 erwachsenen Kindern, langjährige Tätigkeit als Jugendleiter;)
Gertraud Hoheneder (Dipl.-Pädagogin der VS, seit 1996 alljährlicher Besuchsdienst in Israel;)
Ruth Nowotny (Dipl.-Pädagogin der VS, Seminarleiterin;)
Kurt & Angelika Schlackl (Elektrotechniker, Fachbereich Medizin, Produzent von Dokumentarfilmen; Historikerin, B.A. Fachbereich Geschichte und M.A. Fachbereich Jüdische Kulturgeschichte, Vermittlerin an der KZ Gedenkstätte Mauthausen; Eltern von 3 erwachsenen Kindern;)
Literatur
[1] Vgl. Albert Lichtblau, Topographie und Erinnerung. In: Elenore Lappin u. Albert Lichtblau [Hg.], Die „Wahrheit“ der Erinnerung. Innsbruck 2008. 99.